"Erinnerungen an Josef B."
geb. am 20.04.1933 in Hövel, so beginnt das Leben von Josef B., das vielleicht kein aussergewöhnliches gewesen sein mag.
In seinen aktiven beruflichen Jahren war Josef auf der Zeche Radbod als Hauer tätig. 40 lange Jahre führte ihn sein Arbeitsweg auf dieses Gelände;heute nun schliesst sich sein Kreis, denn auch sein allerletzter Weg hat ihn noch einmal an seine alte Wirkungsstätte zurückgebracht.(anm. die Trauerhalle befindet sich auf dem alten Zechengelände, wo mein Papa gearbeitet hat). Sie, liebe Frau B., können auf 51 gemeinsame Jahre mit Ihrem Josef, den sie liebevoll auch Jupp nannten, zurückschauen. Aus Ihrer Ehe gingen 4 Kinder hervor: Dagmar, Detlev, Torsten und Bianca. Diese bereicherten im Laufe der Zeit die Familie noch mit den Schwiegerkindern. Aber so richtig Leben in das Haus B. kam durch die 8 Enkelkinder. (Yvonne, Steven, Jessica, Gordon, Tristan, Anna, Sharleen und Robin). Für den Papa und Opa gab es dadurch ein kleines Problem, denn schon bei seinen eigenen vier Kindern war es ihm nicht immer möglich, diese richtig beim Namen zu nennen. So war bei ihm dann plötzlich Bianca - Dagma, oder bei den Jungen war der Torsten überraschend - Detlev oder auch umgekehrt. Wenn er einmal den richtigen Namen für das richtige Kind erwischte, war es beinahe wie ein Sechser im Lotto! Ganz aus mit der richtigen Reihenfolge aber war es, was die Namen seiner Enkelkinder anging. Hier passte von den Namen seiner Rasselbande fast niemals einer zum richtigen Kind. Aber trotz Chaos war er seinen Grossen und Kleinen stets ein liebevoller Begleiter durch das Leben. Seine grosse Hilfsbereitschaft zeigte sich auch immer wieder zuerst in seiner Familie. Wenn hier oder dort der Papa gebraucht wurde, war er stets mit Rat und Tat zur Stelle. So manchen teuren Handwerker konnte er seinen Lieben ersparen, denn er selbst war ein grosses handwerkliches Genie. Auf für seine Enkel stellte er gerne seine Dienste zur Verfügung. Hier wurde mit ganz besonders grossen Spass gewerkelt und gebastelt. Selbst ein Hochstuhl wurde gemeinsam mit Sharleen vom Opa liebevoll selbst hergestellt, denn in seinem handwerklichen Können war Opa Jupp sehr vielseitig. Manchmal aber konnten ihn seine Kleinen auch ganz schön flott machen, denn die Bande ging ganz gern auch einmal zu McDonalds und da der Opa nicht "Nein" sagen konnte, musste er sich auf seine alten Tage noch zum jungen Volk bei Mc Donalds setzen. Auch wenn die Enkel sich bei Oma und Opa einquartierten, wurden sie dort von Herzen verwöhnt. Opa nahm sich dann auch gern Zeit, etwas mit ihnen gemeinsam zu treiben. Mit seinen Grossen gab es aber schon manchmal die ein-oder andere Diskussion, so wie das nun einmal so im Leben ist. Aber auch hier zeigte sich ein liebenswerter Wesenszug, denn Opa Jupp war niemals nachtragend. Da siegte dann am Ende immer seine Gutmütigkeit. Liebevoll beschrieben Sie ihn in unserem Trauergespräch am Mittwochmorgen: als einen Pfundskerl.Ich glaube, ein schöneres Kompliment kann man seinem Papa und Schwiegerpapa wohl nicht machen!Wenn in der grossen Familie einmal ein Fest gefeiert wurde, war Josef B. besonders gern mit von der Partie. In früheren Zeiten gehörte er auch einem Sparclub an; dieses Hobby gab er dann aber auf und widmete sich mehr und mehr dem Häuschen und dem Garten. Seinen Urlaub verbrachte er gern mit seiner Waltraud oder seinen Lieben auf dem Campingplatz. Hier war er glücklich und zufrieden, denn Opa Jupp brauchte keine grossen Reisen in die weite Welt, um einmal die Seele baumeln lassen zu können. Unterhaltung fand er ferner, wenn er die Zeit fand, in seinen Western -Heftchen schnuppern zu können. Diese Heftchen wurden auch ganz gern einmal mit einem Nachbarn getauscht. Josef B. war aber auch kein Mensch, der nicht gut etwas entsorgen konnte. Irgendwie konnte er immer alles wieder gebrauchen. Auch so manches Teil, was schon einmal die Mülltonne oder den Kleidersack gesehen hatte, wurde durch ihn wieder ins Leben gerufen, wenn er fündig wurde. Wie "Pichelsteiner" konnte er sich von nichts trennen und manchmal wusste er sogar, aus unnützen Dingen noch etwas hervorzuzaubern. Liebe Frau B., liebe Angehörige, Sie sagten mir in unserem Trauergespräch auch, wenn ihr Jupp, Papa und Opa im Himmel bei Petrus angekommen ist, dann wäre es besser, wenn dieser alles Werkzeug vor ihm versteckte, denn sonst bringe er noch den ganzen Himmel durcheinander. Dieses zeigt natürlich, wie gerne er hier und da werkelte. Ebenso galt sein grosses Interesse auch der Welt der Technik. Besonders angetan hatten es ihm Fernseher und Videorekorder. So gab es in seinem Haus fast in jedem Zimmer einen Fernseher mit dazugehörigen Video. Auch die Handy-Zeit ging nicht ungeschoren an Opa Jupp vorüber. Nur einmal hat ihm da die Technik aber einen kleinen Streich gespielt, als Sie, liebe Bianca, mit dem Papa im Kaufland waren und er die Mama anrufen wollte. Dabei ist er wohl auf die SMS-Service Taste geraten und hatte nicht seine Waltraud, sondern die Frau vom Service an der Strippe.Ganz entsetzt stellte er immer wieder aufs Neue fest: Das ist ja gar nicht die Mama. Diese kleine Episode werden Sie, liebe Bianca, ganz sicher fest in Ihrem Herzen aufbewahren. Dieses bis dahin zufriedene Leben fand einen tiefen Einschnitt mit dem Eintritt seiner schweren Krankheit im März diesen Jahres. Für Ihn und für Sie, liebe Angehörige, war seit diesem Zeitpunkt nicht mehr, wie es vorher war. Es begann für Sie alle eine Zeit des Bangens und Hoffens. In dieser schweren Zeit gaben Sie als Familie Ihrem Mann, Papa und Opa noch einmal alle Zuneigung zurück, die Sie selbst einst von ihm empfangen hatten. Sie, liebe Bianca, ermöglichten es ihm, noch eine Weile in seinem eigenen Zuhause verweilen zu dürfen. Eine zunehmende Verschlechterung seines Zustandes machte aber am Montag dem 14.08.2006 eine Aufnahme in das Malteser-Krankenhaus unumgänglich. Ihnen, liebe Angehörige, war in Ihren Herzen klar, dass Ihr Jupp, Papa und Opa an diesem Tag ein allerletztes Mal seine Haustür hinter sich schliessen würde. Sie ahnten wohl, dass es ein Abschied für immer sein würde. Getragen in dem Wissen um die Zuneigung seiner grossen Familie gab Josef B. am Dienstag, dem 15.08.2006, sein Leben zurück an den, der ihm einst das Leben schenkte
"Erinnerungen an Waltraud B."
geb. am 4.Januar 1934 in Bockum-Hövel, so beginnt das Leben von
Waltraud B., das vielleicht kein aussergewöhnliches gewesen sein mag. Der jungen Waltraud wurde in ihrem Leben nichts geschenkt. Als Magd auf einem Bauernhof musste sie tagein, tagaus schwere Arbeiten verrichten. Niemals aber liess sich sich unterkriegen und glaubte stets an bessere Zeiten. So war sie dann in späteren Jahren noch einmal als Bäckerei-Verkäuferin tätig. Für Waltraud blieb die Erinnerung an die Zeit als Magd aber stets in ihrem Gedächtnis lebendig und gern erzählte sie ihren Lieben aus früheren Tagen, obschon diese für sie bestimmt nicht einfach waren. Alle hörten gern den Geschichten der Mama und Oma zu, denn sie konnte so schön von früher plaudern. Auch kleine Anekdoten aus ihrer eigenen Kindheit hörten ihre Kinder und Enkel gern. War doch die Oma früher auch so ein richtiger kleiner Schelm; trotz der schweren Zeiten aber stets zu irgendeinen Unfug bereit. Wenn dann die Kinder und Enkel von Oma´s Schandtaten von früher hörten, mussten diese manchmal für ihren eigenen Unsinn, den sie alle selbst einmal verzapft und damit die Mama und Oma an den Rand des Wahnsinns gebracht hatten, gar nicht mehr so ein schlechtes Gewissen haben. Glück kam in Waltraud´s Leben, als sie ihrem Jupp begegnete und die zwei beschlossen, gemeinsam durch das Leben gehen zu wollen. Waltraud und Jupp waren 51 lange Jahre Seite an Seite durch das Leben unterwegs. Sie mussten Höhen und Tiefen bewältigen, und es gab Freud und Leid für sie. Die Kinder: Dagmar, Detlev, Torsten und Bianca machten für die zwei die Familie komplett. Vergrössert wurde diese Familie dann später noch einmal mit den Schwiegerkindern. Acht Enkelkinder hielten die Oma und Opa ebenfalls in späterer Zeit noch einmal so richtig auf Trab. Mama oder auch Mutti, wie einige von Ihnen sie liebevoll nannten, war mit grosser Freude Hausfrau und Mutter. Besonders von ihren Kochkünsten war die Familie sehr angetan. Wenn so ein leckerer Geruch durch das Haus zog, saßen alle gern bei Mama und Oma am Tisch. Selbst die Enkel schätzten Oma´s Leckereien sehr. Das ist natürlich ein ganz besonders liebevolles Kompliment, denn wenn so eine deftige Hausmannskost eine Konkurrenz von McDonalds und Co. darstellt, muss Oma in der Tat eine tolle Köchin gewesen sein. Dass dieses ganz bestimmt so war, zeigt sich auch darin, dass sich nicht nur ihre grosse Familie gern bei ihr zum Essen einlud, sondern dass auch die Nachbarn in der Strasse gern einmal ihre Nasen und hungrigen Mäuler bei Waltraud um die Ecke steckten. Wehte doch der Wind die herrlichsten Eintopf-Düfte in die weite Welt hinaus. Oma Waltraud´s gutes und grosszügiges Herz hat natürlich niemanden eine Kostprobe ihres Eintopfes verwehrt. Kam es doch für sie auf einen Schlag mehr oder weniger gar nicht an. Es war sowieso immer genug für alle da. Auch als Bäckerin im eigenen Haus war Oma gut bekannt. So manch schöne Feier im Hause B. wurde durch ihren Kuchen zu einem Hochgenuss. Aber nicht nur in Bockum-Hövel waren Waltraud´s Kochkünste begehrt, auch auf dem heiss geliebten Campingplatz am Hertha See, wo sie gern mit ihren Lieben schöne Zeiten verbrachte, war sie wohl bekannt. Ihre Blaubeer-Pfannkuchen stahlen manch leckerem Würstechen ganz einfach die Schau. Auch hier galt es: ab zu Waltraud, da werden Pfannkuchen gebacken!!! Ihr selbst konnte man jedoch eine grosse Freude mit Lakritz-Veilchen machen. Hier kann man beinahe sagen: waren sie da, waren sie weg, denn ruck-zuck war Oma mit ihren Lakritzchen fertig. Da konnte man von Glück reden, wenn mal eins abfiel. Die Mama und Oma war in ihrem Wesen ein herzensguter und gutmütiger Mensch. Aber mitunter konnte Sie auch ganz schön stur wie ein Esel sein. Dann war erstmal nichts mehr zu machen. Mit ihrem Jupp gehörte sie viele Jahre dem Sparclub an und gemeinsam erlebten die zwei dort so manch schöne und gesellige Stunden. Dass die Mama und Oma auch so ein richtiger lustiger Vogel sein konnte, zeigte sich ganz besonders in der Karnevalszeit. In gemütlicher Runde lief sie dann auch schon mal zur Hochform auf. Ihre Fantasie, was die Kostüme betraf, kannte einfach keine Grenzen. Während der ein oder andere oftmals als Clown oder Indianer ging, musste für die Mama und Oma etwas ganz Besonderes her. Sie ging als Schlumpf oder sogar als Litfaßsäule los. Für ihre Kinder war das dann natürlich, ich darf das einmal so salopp sagen, so ein richtiger Brüller. In so lustiger Gesellschaft konnte es dann auch passieren, dass sie sich einmal so einen Kleinen hinter die Binsen kippte, obschon sie sonst mit Alkohol gar nicht viel am Hut hatte. Aber hin und wieder muss ja auch einmal so ein Ausrutscher sein. Das kann natürlich auch passieren, wenn man sich einfach nur mal die Sissi-Filme anschauen will, aber dann plötzlich so ein kleiner Ramazotti den Weg kreuzt, und wo dann einer ist, ist bekanntlich auch der zweite dann nicht mehr weit. Na ja, da war es dann nichts mehr mit Sissi. Aber schön war es trotzdem! So ein kleiner Schwips kann sogar bewirken, dass die Mutti plötzlich zu hüpfen beginnt. Diese besonders schöne Erinnerung hat seinerseits Klein Torsten miterlebt. Für Torsten war das sicherlich ein ganz besonderer Spass, denn eigentlich ging die Mutti nicht unbedingt hüpfend über die Strassen. Manchmal war die Mutti, Mama und Oma schon ein verrücktes Huhn. Für jeden Spass zu haben. Z.B.war sie beim Seilchenspringen mit von der Partie, was damit endete, dass sie letztlich auf ihrem Allerwertesten landete. Auch einem kleinen Igel in ihrem Garten bescherte sie seinerzeit einen schönen Schwips. Wurden doch ohne böse Gedanken die eingelegten Rumtopffrüchte auf dem Kompost entsorgt. Wie konnte sie auch wissen, dass dieser kleine Kerl unbedingt sein Glück bei diesen hochprozentigen Früchten suchen musste. Man kann sich vorstellen, dass die Mutti, Mama und Oma sich sicherlich vor Lachen kaum noch halten konnte. In manch fröhlicher Runde wurde auch gern einmal das Tanzbein geschwungen. Wer jetzt aber denkt, dass Oma Waltraud Freude am langsamen Walzer fand, der irrt ganz gewaltig. Es durfte für sich schon ein bisschen flotter sein. Zum Beispiel der legendäre Ententanz oder sogar der heisse Lambada konnten sie vom Stuhl reissen. Im eigenen Heim konnte man Oma Waltraud meistens in ihrem geliebten Kittel antreffen, ein Bild, das Ihnen, liebe Angehörigen, jetzt sicherlich vor ihrem geistigen Auge erscheint. Wenn es aber ab zum Einkaufen ging, dann wurde sich fein herausgeputzt und Oma Waltraud war kaum mehr wiederzuerkennen. Bloss nicht stören durfte man, wenn ihre Serien im Fernsehen liefen. Dann hiess es für all: Jetzt aber schön die Klappe halten! Neben ihren geliebten Serien war die Mutti und Oma auch dem Sport sehr zugetan. Hier war sie sehr vielseitig interessiert und ebenso gut über viele Erfolge oder Misserfolge informiert. Die Mutti und Mama konnte aber auch ganz ernst sein. Denn hatten ihre Lieben einmal Sorgen oder Nöte war sie immer da. Ihr Herz und ihr Haus standen jederzeit ihren Kindern offen. Mit Rat und Tat stand sie ihren Lieben stets zur Seite. Ein grosser Schatten fiel auf dieses Leben durch die schwere Krankheit von Jupp. Am 15. August 2006 musste Waltraud von ihrem Jupp und Sie, liebe Angehörige, von ihrem Papa und Opa für immer Abschied nehmen. Seither war für die Mama und Oma nichts mehr so, wie es einmal war. Sie tat sich schwer, das Leben allein anzunehmen, obschon sie stets hilfreiche Unterstützung durch ihre Familie fand. Im eigenen Haus wurde sie durch Bianca und Familie mitversorgt und von ihren grossen und Kleinen Familienmitgliedern erfuhr sie liebevolle Zuwendung. Dennoch hielt sie lange Zeit ihre schwere Krankheit vor ihren Lieben verborgen. Sie wollte niemanden belasten und am liebsten alles mit sich selbst ausmachen. Jedoch die zunehmende Verschlechterung ihres Zustandes konnte auf Dauer nicht verborgen bleiben und ihre Familie erfuhr von ihrem schweren Krankheitsbild. Noch einmal gaben Sie ihr all ihre Liebe und Zuneigung zurück, die sie einst selbst durch sie erfahren durften. Auch als sie sich zur stationären Behandlung in das Malteser-Krankenhaus begeben musste, ahnten Sie, als Familie, nicht, dass es für ihre Mutti, Mama und Oma keine Heimkehr mehr geben würde. Obschon Sie, liebe Angehörigen, bedingt durch die Schwere der Krankheit Ihrer Mama und Oma, tief in Ihren Herzen vielleicht doch auf einen Abschied vorbereitet waren, kam ihr Tod für sie alle viel zu früh. Ganz still und leise verliess sie am Sonntag, dem 24.02.2008, Raum und Zeit.
Trauerrede von Georg Droste: Trauerredner vom Bestattungshaus Piper-Loer