Vorbeugung als Erziehungshaltung

Der 7. Sinn ist Eigen-Sinn ... 

Viele Eltern befürchten, daß ihr Kind von einem Fremden entführt und sexuell mißbraucht werden könnte. Es macht Angst, in der Zeitung von solchen Fällen zu lesen, obwohl Fremdtäter eher die Ausnahme sind.  Deshalb reichen Warnungen vor Unbekannten nicht aus. Wir wissen ja, daß Täter oft aus dem nahen sozialen Umfeld der Mädchen und Jungen kommen. Hier vorzubeugen, finden Eltern meist schwierig, denn sie möchten ja nicht, daß ihre Kinder überängstlich und menschenscheu werden, möchten vertrauensvolle Beziehungen nicht zerstören. 

Aber Mütter und Väter, überhaupt alle Erwachsenen, können eine Menge tun, um Mädchen und Jungen zu schützen:
Kinder sind von uns Erwachsenen abhängig, deshalb tragen wir die Verantwortung, sie nicht unseren Bedürfnissen und unserem Willen unterzuordnen, sondern sie in ihrer jeweiligen Eigenheit, ihrem Eigen-Willen, ihrer Selbstbestimmtheit ernstzunehmen, ihre Persönlichkeit und ihre Vollwertigkeit als kleine Menschen zu respektieren.

Eine solche Haltung ist die Basis jeder Vorbeugung, sie muß selbstverständlicher Bestandteil der Erziehung sein, schon von Geburt an.

Mädchen und Jungen haben Stärken und Energie, viele Fähigkeiten, einen ausgeprägten Willen und Gespür dafür, was ihnen guttut. Diese Stärken anerkennen und fördern, fällt uns Erwachsenen manchmal schwer.

Eigensinnige Kinder sind anstrengend, sie fordern Erklärungen, sie wollen oft nicht so, wie wir wollen. Selbstverständlich dürfen und müssen Erwachsene Grenzen ziehen: "Bis hier hin und nicht weiter!" Aber das Recht, Grenzen zu setzen, gilt auch für Kinder.

 

 

 

 

 

STOP!

 

 

Einige Tips für den Umgang mit Mädchen und Jungen:

 

 

 

 

Genießen Sie mit Ihren Kindern liebevolle Zärtlichkeiten, aber achten Sie genau darauf, ob, wie und wann sie das möchten. Respektieren Sie auch kleinste Zeichen von Gegenwehr oder Unwillen.

Unterstützen Sie Ihr Kind, auch bei anderen Menschen Berührungen, die es nicht mag, zurückzuweisen. Ergreifen Sie Partei für Ihre Tochter oder Ihren Sohn, auch wenn Sie sich damit den Unmut von Großeltern, Verwandten oder Bekannten einhandeln. Die Sicherheit Ihres Kindes hat Vorrang und ein klärendes Gespräch mit den Verwandten kann Ihre Haltung verständlich machen. Es ist schwer für die Kinder, sich gegen Erwachsene durchzusetzen, sie brauchen unsere Unterstützung.

Beteiligen Sie Ihre Kinder an Entscheidungen der Familie, besonders wenn es die Kinder selbst angeht. Nehmen Sie ihre Meinung ernst, akzeptieren Sie auch mal ein "Nein"oder ein

 

 

 

 

 

"Ich will nicht".

 

 

Nutzen Sie eine ruhige Stunde, um mit dem Mädchen oder Jungen über ihre/seine Erlebnisse, Gefühle, Sorgen oder Freuden zu sprechen. Ermutigen Sie sei/ihn, mit anderen Vertrauenspersonen zu reden, wenn sie/er Ihnen bestimmte Dinge nicht erzählen will. Hören Sie genau hin, was das Kind ihnen erzählt, fragen Sie bei Unklarheiten nach.

 

 

 

 

Lassen Sie dem Mädchen oder Jungen ihre/seine Wahrnehmung und Einschätzung von Situationen und Gefühlen. Bestärken Sie das Kind, sich nichts einreden zu lassen, was ihr/ihm widerstrebt.

Oft ist es schwierig für Erwachsene, mit Kindern offen über Sexualität zu sprechen, aber Mädchen und Jungen brauchen eine Sprache für sexuelle Vorgänge und Körperteile. Vielleicht fällt der Einstieg in dieses Thema leichter, wenn Sie gemeinsam mit dem Kind ein Bilderbuch anschauen und daraus vorlesen.

Erzählen Sie dem Kind, daß es gute und schlechte Geheimnisse gibt:

Gute Geheimnisse...
machen Freude und sind spannend, z.B. wenn man nicht weiß, welches Geschenk es zu Weihnachten gibt. 

Schlechte Geheimnisse...
dagegen machen Kummer und bedrücken. Bestärken Sie das Mädchen oder den Jungen, solche Geheimnisse zu erzählen, auch wenn es ein Erwachsener verboten hat.

Ermutigen Sie ihre Tochter und/oder Ihren Sohn, die eigenen Gefühle auszudrücken, egal ob dies nun angeblich zu einem Mädchen oder Jungen paßt, oder nicht.

Freuen Sie sich, wenn Ihre Tochter selbstbewußt und eigenwillig ist, auch wenn Ihr Nachbar sagt, sie sei kein richtiges Mädchen, sondern ein Wildfang. Fördern Sie diese Eigenschaften.

Lassen Sie Ihren Sohn auch Gefühle wie Angst, Schwäche und Hilflosigkeit ausleben und darüber sprechen.

Natürlich werden wir Erwachsenen es nicht immer schaffen, so mit Mädchen und Jungen umzugehen, aber auch kleine Schritte helfen weiter. Allein schon ein gleichberechtigter, partnerschaftlicher Umgang zwischen Frauen und Männern, in der Familie und außerhalb, ist ein Stück Vorbeugung.

In einigem sollten wir und vielleicht selbst weiterentwickeln. Aber Mütter und Väter müssen, können und sollen nicht perfekt sein. Vieles läßt sich auch zusammen mit den Mädchen und Jungen lernen. 
 
(aus: Sexueller Mißbrauch an Kindern und Jugendlichen; eine Informationsbroschüre der Senatsverwaltung für Jugend und Familie, Berlin 1992)


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